Hello hello,
ich liebe melancholische Musik denn sie hilft mir meine Sorgen zu verbalisieren. So kam mir heute ohrwurmmäßig folgender Text in meine Gedanken:
„Wer weiß, vielleicht habe ich eine Quaterlife Crisis. Vielleicht bin ich auch einfach nur ein kleines bisschen neidisch. Vielleicht wünsch‘ ich mir heimlich auch ein kleines Haus im Grünen…“ (Kummer & Max Raabe, Der Rest meines Lebens).
Wow, wie stark das verbalisiert ist und er trifft genau meinen Vibe…Zwischen all der Kritik die ich an klassischen Lebenswegen übe, komme ich auch immer wieder an den Punkt an dem ich meine eigene Einstellung hinterfrage. Bin ich vielleicht ein bisschen neidisch, dass ich nicht „stino“ mit Familie in einem Haus wohne, zufrieden mit der Welt wie sie ist, mit 2 Urlauben im Jahr, täglich Kinder um mich herum? Wahrscheinlich ja. Es ist ja nun mal so, dass wir alle mit dem rosaroten Traum aufwachsen, vor Allem, weil er uns täglich suggeriert wird. Und dann gibt es diese eine Familie die so perfekt ist, dass wir uns genau dieses Leben wünschen, was diese Familie lebt. Es gibt ihn – den romantischen Traum und ich suche ihn insgeheim auch – ich will trotzdem einige meiner Worte genauer analysieren bevor ich mich vorschnell meinem Geist hingebe und am Ende einer Utopie erliege die unter Umständen gar nicht die meine ist bzw. die in der Realität nicht existiert.
In meinem mittelkurzen Leben habe ich viele Beziehungen von außen gesehen, bei denen ich gedacht habe: „Geil, so eine Beziehung möchte ich auch!“. Am Ende sind meist genau die Beziehungen zerbrochen, bei denen ich genau diese Aussage anstellte. Es ist also auch gar nicht weiter verwunderlich, dass mir genau dasselbe immer und immer wieder wiederfahren ist. Woran liegt das? Ich glaube es ist das große große Privileg der freien Entfaltung, der Sicherheit, des Faktes, dass Frauen nicht mehr von ihren Männern abhängig sein müssen, zumindest nicht so wie vor 30 Jahren:
„Früher waren Familien immer Zwangsgemeinschaften, Frauen wurden Männern einfach angeheiratet. Paare, die Beziehungen führen, haben sich heute gerne – Das ist eine Errungenschaft der Moderne. Im Namen der Liebe plädier’ ich für Trennung – Es ist prima, dass wir das jetzt können.“ (Antilopengang, Trenn dich)
Und es stimmt – zeitgleich haben wir Menschen aber Eigenschaften entwickelt, die uns auch total hemmen Tiefe zuzulassen. Ich selber pflege hin und wieder situativ abhängige körperliche und freundschaftliche Beziehungen die keiner Konvention unterliegen und finde es auch überhaupt nicht schlimm – ich freue mich über unsere freie Gesellschaft und den damit verbundenen Möglichkeiten. Nichts ist schlimmer, als sich unglücklich an einen Menschen zu binden, nach außen ein Schaubild der Perfektion aufzubauen, während es innen kalt und unglücklich ist. So danke ich (ganz ehrlich!) jeder meine Ex-Freundinnen, die den Mut hatte mich zu verlassen, als er mir gefehlt hat. Dennoch habe ich in meinem Leben schon ein paar Mal Tiefe in einer Beziehung gespürt und ich bin überzeugt das wir uns manchmal daran hindern noch tiefer einzutauchen – aus Angst. Immer wieder dieses Äffchen im Kopf, was Kontrollverlust überhaupt nicht mag. Aber was wenn wir so die Chance vertun richtige Liebe und ich meine so richtig richtige Liebe zu einem anderen Menschen erst zu erleben. Ohne das ich Kontrolle abgebe, kann ich kein Vertrauen aufbauen, Punkt. Und das schreibt hier Mister Kontrolletti höchstpersönlich. Aber zurück: Ich wünsche sie mir, die perfekte Familie – ich weiß es kann möglich sein eben diese aufzubauen. Ohne cheaten, ohne lediglich so zu tun als wäre man happy. Nur weil das Bild, welches man abgibt so ist, wie man es sich gewünscht hat, heißt das nicht, dass man glücklich ist. Dafür müssen wir zuerst radikal ehrlich zu uns selbst sein und uns selbst gleichzeitig lieben. Wenn jemand anderes diese Leere in uns füllen soll (Doppeldeutigkeitssmiley) geht das ganze komplett nach hinten los – die Leere in dir kannst du nur selbst füllen. Das ist richtig wichtig, weil keiner außer wir selbst (und das meistens auch nicht wirklich) wissen, was wir brauchen – es liegt in unserer Verantwortung.
– LIEBE KANN NUR AUS FÜLLE ENTSTEHEN, NIE AUS LEERE –
Was ist mein Fazit? Wir können uns nicht darauf verlassen, dass wir ein Leben führen, dass wie in einer Hollywood Liebeskomödie endet. Wir haben Verantwortung und das große Glück uns unsere Definition von einem glücklichen Leben, einer fantastischen Beziehung und all unseren anderen Träumen selbst zu basteln – jeder genau wie er es will. Wer Schablonen nutzt, ist echt langweilig und logischerweise sieht man es den Leuten, wenn man geübt ist, meistens an – dieses stille Leiden, dass nie nach außen dringen darf. Dafür ist mir mein Leben ehrlich gesagt zu schade (5er ins Phrasenschwein). Seht den Mensch als das Individuum was er ist, genauso wie jede einzelne Beziehung aus zwei oder mehr Individuen komplett unterschiedlich ist. Das ist wunderschön <3
Ich pack mich jetzt auf die Couch, alleine, happy und gleichzeitig sehnsüchtig und melancholisch.
Peace out.
Verfasst am 14.09.2023